Griechenland Reisen

Blog Suche


Griechenland Artikel

Griechenland Themen

Griechenland Archive

Griechenland auf der ITB 2014: Top-Touristiker danken der Troika

Von Klaus Bötig | 17.März 2014

In Berlin ist am 9. März die 49. Internationale Tourismus Börse (ITB) zu Ende gegangen. Griechenland war wie jedes Jahr dabei und konnte auch positive Neuheiten verkünden. Viele Top-Vertreter der Branche dankten ausdrücklich der Troika: Ihre Forderungen hätten alte Verkrustungen aufgebrochen und zu vielen neuen Denkansätzen geführt.

Insgesamt waren auf der ITB fast 100 griechische Aussteller vertreten. Die meisten Regionen und touristischen Unternehmen nutzten den von der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr organisierten Gemeinschaftsstand. Kreta und Rhodos präsentierten sich eigenständig. Kreta hatte sogar seinen Gouverneur eingeflogen, Rhodos glänzte mit dem größten aller Stände und zwei Inselmusikanten, die am Eingang den ganzen Tag über griechische Gassenhauer spielten.

 Neue Töne waren gleich auf der ersten (und einzig wirklichen) griechischen Pressekonferenz gleich nach der offiziellen ITB-Eröffnungskonferenz zu hören. Eingeladen hatte >Marketing Greece<, eine 2013 gegründete, große Non-Profit-Marketing-Initiative der privaten griechischen Tourismuswirtschaft unter Vorsitz von Dr. Andreas Andreadis. Immerhin 35 nichtgriechische Medienvertreter waren anwesend. Zunächst wurden Lage und Potential analysiert: 2013 generierte die Tourismusindustrie über 60% des griechischen Bruttoinlandsprodukts, brachte dem Land Einnahmen von nahezu 13 Mrd. Euro. Die sollen 2014 auf 14 Mrd. gesteigert werden, man hofft auf 18,5 Mio. Urlauber. Besondere Wachstumsmärkte sind die ehemalige Sowjetunion und die Türkei. Aus Deutschland sollen 2014 über 2,5 Mio. Feriengäste kommen nach zuletzt 2,2 Mio. Mittelfristig glaubt man, die Zahl der Gesamtbesucher bis 2021 auf 24 Mio. steigern zu können, die dann bis zu 69% des BIP erzeugen könnten. Man weiß, dass zum Erreichen dieser hochgesteckten Ziele viele neue Flugverbindungen notwendig sein werden und kann gerade aus diesem Bereich schon Positives vermelden: 2014 wird es 1 Mio. mehr Flugsitze geben als im Vorjahr. Die einheimische Aegean Air soll bis zu 400 000 Passagiere mehr einfliegen, Easy Jet bis zu 150  und Ryanair bis zu 100 Tsd.  Die Hälfte der zusätzlichen Maschinen soll Athen ansteuern, das unter der Krise bisher ja besonders stark zu leiden hatte.      

 Kooperation statt Konkurrenz

Marketing Greece setzt ausschließlich auf das Internet als Marketing-Instrument. Dadurch reichten schon 2 Mio. von Hoteliers und anderen touristischen Unternehmen aufgebrachte Euro, um das Vorhaben zu starten. Schon die Hälfte dieses Betrages soll für jedes Folgejahr reichen, um die Welt nach Hellas zu locken. Hier war eine neue Generation am Werk: Die Webseite www.discovergreece.com ist hochmodern und vielseitig, interaktiv und so bunt, dass man jeden Tag Neues auf ihr finden kann. Ab April soll sie auch als deutsche Version online sein. Das wichtigste aber ist, so Geschäftsführer Iossif Parsalis, dass über diese Seite alle Arten von touristischen Dienstleistungen direkt und sofort gebucht werden können – vom Flug und der Fähre bis zum Hotel, Mietwagen oder auch Tagesausflug. Die Website des staatlichen Fremdenverkehrsamtes, http://www.visitgreece.com.de/, darf das aus Wettbewerbsgründen nicht. Sie kann nur gute Stimmung fürs Land allgemein erzeugen, aber keinen Umsatz generieren. Für Buchungszwecke greift Marketing Greece vor allem auf internationale Suchmaschinen zu, so dass kein Wettbewerber bevorteilt oder benachteiligt wird. Das hat die Tourismusindustrie letztlich davon überzeugt, dass Zusammenarbeit besser ist als Konkurrenzneid – für Griechenland eine kleine Revolution!   

 Event im Bettenladen

Äußerst innovativ war am gleichen Tag auch die einzige große Abendveranstaltung der Griechen. Man hatte nicht wie noch vor einigen Jahren zu einem Gala-Abend in ein internationales Luxushotel geladen, sondern in ein Bettengeschäft. Nicht in irgendeins, sondern in den 2013 eröffneten Berliner Concept Store des edlen und trendigen >Coco Mat< (http://www.coco-mat.com/), eines schon 1989 gegründeten griechischen Familienunternehmens, das außer in vielen Städten Griechenlands auch Filialen in den USA, China, Korea, Italien, Saudi-Arabien und anderswo unterhält. Tourismusministerin Olga Kefalogianni forderte hier die deutsche Wirtschaft zu mehr Investitionen in den griechischen Tourismus auf, der deutsche Staatssekretär und Griechenland-Beauftragte der Kanzlerin, Hans-Joachim Fuchtl aus dem Nordschwarzwald, wies auf erfolgreiche binationale Initiativen und Kooperationen hin wie z.B. in der Ausbildung von Köchen oder der Entwicklung von Wanderwegenetzen. Und der Gründer und Inhaber von Coco Mat, Pavlos Efmorfidis, bedankte sich ausdrücklich bei den Deutschen für die Krise: „Sie hat uns Griechen Dampf gemacht“. Auch er selbst hat Neues entwickelt, lässt in Xanthi in einer Behindertenwerkstatt edle Fahrräder aus Eichenholz bauen. Wer eins für 1500 Euro ersteht, erhält dafür einen Gutschein im gleichen Wert, den er beim Urlaub in einer der griechischen Coco Mat Eco-Residences z.B. auf Serifos, Alonissos oder Evia einlösen kann.   

 Minister und Visionär

Zu den hochrangigen Besuchern auf der Messe selbst gehörte Stavros Arnoutakis, Gouverneur der Region Kreta. „Bei uns hat die Krise eine ganz neue Kreativität freigesetzt,“ konstatierte er. „Eine ganze Reihe von jungen Leuten ist auf dem Markt mit innovativen, frischen Konzepten angetreten. Wer heute im März oder April, gar im Oktober oder November unsere Insel besucht, entdeckt ein fast unberührtes, grünes Land voller Überraschungen und Erlebnissen“, spricht er ministerlich und fährt fort: „Da der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle ist, ist der intensivere Ganzjahrestourismus eine der größten Chancen, aber auch eine der größten Herausforderungen für die Insel.“   

 Noch viel weitreichernde Visionen hegt Michalis Assariotis, General Manager von >Hellenic Seaplanes<. Er hatte die gleiche Position schon beim ersten Versuch inne, 2004 Wasserflugzeuge als Transportmittel in Griechenland zu etablieren. Doch die in der Marina von Gouvia auf Korfu stationierte AirSea Lines, die mit zwei Maschinen die Ionischen Inseln nicht nur untereinander, sondern mit Patras, Kastoria und manchmal sogar Brindisi verband, scheiterte 2008 an vielen Feinden und vor allem an bürokratischen Hürden und am fehlenden gesetzlichen Rahmen für solch ein mutiges Unternehmen.  Jetzt lag am ITB-Stand der überwiegend von griechischen Investoren gegründeten Airline ein Prospekt aus, der das erstrebte künftige Streckennetz anzeigt. Man träumt von Piräus, Patras, Volos, Thessaloniki, Milos, Iraklio/Kreta und Kos als zukünftigen Hubs (Knotenpunkten), von denen aus mehrere Dutzend Inseln, Küstenorte und Städte an großen griechischen Inlandsseen bedient werden könnten. Im Gespräch begeistert sich Michalis Assariotis: „Wir könnten bis zu 50 Flugzeuge zu 112 Zielen fliegen lassen, 300 Piloten ausbilden und beschäftigen, auch Sightseeing-Flüge zum Beispiel für Kreuzfahrttouristen anbieten und natürlich der einheimischen Bevölkerung des Leben stark erleichtern. Die Investoren stehen in den Startlöchern, ein Plan für eine neue Flugzeug-Marina in Piräus zwischen dem Stadion Irinis und dem Mikrolimano ist bereits gezeichnet. 50 Docks könnten dort entstehen. Wir würden Codeshare-Partner wie z.B. die Lufthansa suchen die plötzlich über 100 neue Destinationen in Griechenland direkt aus dem Ausland heraus anbieten könnten.“

 Diesmal, so glaubt er, wird der große Traum wahr. „Der politische Wille ist dank Krise jetzt da. Das gesetzliche Rahmenwerk ist bereits geschaffen. Die Regierung hat erkannt, dass die Pläne von Seaplanes zur größten infrastrukturellen Investition des ganzen Landes werden können. Und  solche gigantischen Investitionen will ja auch die Troika in Gang gesetzt sehen.“ Einen Blitzstart hat er dennoch nicht im Visier. „Der Teufel steckt im menschlichen Detail“, sagt er, und  nennt ein Beispiel: „Der eine Hotelier beschwert sich, der Landeplatz brächte für seine Gäste zuviel Lärmbelästigung, der andere fordert, dass die Maschinen direkt vor seinem Hotel landen sollen und nicht fünf Kilometer entfernt. Aber er ist sich ziemlich sicher, dass die ersten Passagiere im August mit Sea Planes unterwegs sein werden – wahrscheinlich von Volos aus zu den Nördlichen Sporaden. Auch manche Inseln haben schon konkrete Pläne für enen Wasserflughafen: zum Beispiel Poros im Saronischen Golf.

Beitrag aus: Allgemein, Griechenland in Deutschland, Griechenland News | Ihr Kommentar »


...gehe weiter zu:

« | Startseite | »

Kommentare geschlossen.