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Deutschfeindlichkeit in Griechenland? Erfahrungsbericht Mai/Juni 2012

Von Klaus Bötig | 15.Mai 2012

Ich bin gerade am 12. Mai 2012 von einer elftägigen Griechenlandreise zurückgekehrt, die mich auf die Inseln Samos, Patmos und Kos sowie nach Athen führte. Als normaler Urlauber hätte ich von Krise nichts gespürt - außer dass weniger Touristen da waren als sonst und mir viele griechische Freunde erzählten, dass die Umsätze fallen, die Kosten steigen und die wirtschaftliche Not vor allem in den großen Städten gewaltig sei. Einmal wurde ich auf Griechisch wegen Frau Merkel angemacht. Da habe ich schlicht erwidert, dass ich weder Frau Merkel bin noch sie je gewählt habe… Und einmal in Athen sagte jemand auf Griechisch zu seinem Freund, als wir vorübergingen: “Das sind Deutsche, das sind Barbaren!” Andererseits war selbst in dieser Zeit kurz vor den Wahlen von Wahlkampf nichts zu spüren, es gab weder Plakate noch Kundgebungen. Und erfreulich: Die Preise sind - außer für Benzin - seit 4 Jahren stabil!
Kleine Episode am Rande: auf Patmos traf ich die deutsch-französische Theaterregisseurin Barbara Hoffmann, die auf der Insel alljährlich die “Apokalypse” - also das letzte Buch der Bibel, mit einheimischen Laienschauspielern in Szene setzt (www.technipatmos.gr). Sie erzählte mir, dass sie ihre Schauspieler auch schon mal mit “Frau Merkel” anredet, wenn sie sie allzusehr fordert…
Vom 28.-31. Mai war ich dann in Ostmakedonien und Thrakien, speziell in Kavala, Drama und Xanthi. Dort wartet man sehnsüchtig auf Touristen. Deutschfeindlichkeit ist dort kein Thema, nur auf Merkel und die Troika ist man schlecht zu sprechen. Und am letzten Abend in Thessaloniki konnte ich keinerlei Anzeichen von Wahlkampf festellen - nirgends hingen Wahlplakate, alles schien ruhig.
Ich würde  also empfehlen, ruhig nach Griechenland zu fahren - auch mit dem eigenen Auto. Viele Griechen werden sich ausdrücklich freuen, ein deutsches Kennzeichen zu sehen. Ganz auszuschließen ist es zwar nicht, dass jemand ein Hakenkreuz an das deutsche Auto sprüht - aber das Risiko ist relativ gering und wohl auch nicht mehr nur auf Griechenland beschränkt. Mehr aber haben Urlauber meiner Überzeugung nach nicht zu befürchten. solange sie kein T-Shirt mit dem Konterfei von Merkel oder Schäuble tragen.
15. Juni 2012: Ein Schweinfurter Freund ist gerade von einem Urlaub auf Kreta zurückgekehrt. Er sagte mir am Telefon: “Wüsste man nicht, dass Griechenland in der Krise steckt, würde man als Urlauber davon nichts merken. Niemand war deutschfeindlich, eher alle besonders freundlich!
16.-26. Juni 2012: Ich war für 11 Tage auf Korfu. Auch hier: Von Wahlkampf kaum eine Spur, man wartet sehnsüchtig auf deutsche Urlauber, deren Zahl im Mai/Juni um ca. 50% unter der des Vorjahres lag.
Berichten Sie mir doch bitte hinterher, wie Ihre Reise war! Kaló taxídi - Gute Reise

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12 Kommentare to “Deutschfeindlichkeit in Griechenland? Erfahrungsbericht Mai/Juni 2012”

  1. Klaus meint:
    16.Mai 2012 at 10:21

    danke für diesen Bericht. Das macht mir meine Reise (Kalymnos, Leros,Lipsi) am 20.5. etwas leichter. Deutschfeindlichkeit auf den kleinen Inseln erwarte ich eigentlich nicht, eher, daß die Bankautomaten kein Geld mehr ausspucken.
    Wenn wir zurück kommen, kann ich ja mal meine Erfahrungen kund tun.
    Klaus
    ( auf griech. Inseln unterwegs seit 1984,damals mit Ihrem Buch vom Oase-Verlag: Kykladen und Chios,Lesbos,Samos )

  2. Martin meint:
    21.Mai 2012 at 16:28

    Im Gegenteil, bin zwar Österreicher (und für die Griechen somit wahrscheinlich auch Deutscher), aber je mehr über Griechenland berichtet wird, umso eher “gelüstet” es mich wieder hinzufahren.
    Irgendwie habe ich schon fast Mitleid.

  3. Rhodos Fan meint:
    29.Mai 2012 at 17:39

    Na, Klaus … auf den Inseln wird einem wohl eher keiner ein Hakenkreuz auf das Auto sprühen. Die Inseln müssen aber nun auslöffeln was das Festland ihnen eingebrockt hat - ein Jammer eigentlich. Und das wir Deutsche wegbleiben, ich würde ja sofort wieder hin, macht es für ganz Griechenland in der Krise auch nicht gerade einfacher.

  4. Fragen zu Griechenland? meint:
    10.Juni 2012 at 21:15

    [...] Deutschfeindlichkeit in Griechenland? Erfahrungsbericht Mai 2012 [...]

  5. Klaus meint:
    17.Juni 2012 at 08:25

    seit einer Woche sind wir wieder zurück aus Griechenland. Wie zu erwarten, es war wieder ein schöner Urlaub. Die Griechen nett wie immer, in 3 Wochen keine einzige negative Erfahrung. Mir tun die Menschen leid, die jetzt unter der misserablen Politik ihres Landes leiden müssen. Auch die deutsche Presse sollte sich mal mit ihren Negativmeldungen zurück halten. Immer geht es nur um das Geld (das bei den kleinen Leuten sowieso nie angekommen ist) und warum hat die EU der Mißwirtschaft so lange zugesehen. Zudem haben sie jeden Mist subventioniert ohne zu kontrollieren, was mit dem Geld passiert. Heute wird ja in GR gewählt, man kann jetzt nur noch hoffen, daß die Radikalen nicht die Macht übernehmen können, obwohl man die Abkehr der Griechen von den etablierten Parteien, die ja alles eingebrockt haben, aber schon verstehen kann. Vielleicht gibt ja das gewonnene Fußballspiel gegen Russland etwas Zuversicht für die Zukunft.

  6. Hans meint:
    28.Juni 2012 at 22:43

    Ich find es toll, dass ihr so tolle Erfahrungen in Griechenland gemacht habt.
    Seid ihr sicher nicht einer Sinnestäuschung zu erliegen? Die Berichte sind sehr unkritisch und zudem recht verklärt. Meine Erfahrungen mit griechischen Gastgebern ist, lange vor der Krise, unter aller Sau. Geld Geld Geld sind die Interessen der Griechen. Schon eimal eine Reklamation im Urlaub in Griechenland angebracht? Die ach so freundlichen Gastgeber sind eher Drachen als Freunde. Mir reicht diese scheinheilige geldgeile Abzocke!

    Ps. Geht mal zum Psychiater - ubertrieber Geltungsdrang

  7. Klaus Bötig meint:
    29.Juni 2012 at 21:26

    Hans, wenn Sie Ihre Reklamationen so vortragen wie Sie Ihre Kommentare schreiben, wundert es mich nicht, wenn die Griechen Ihnen die kalte Schulter zeigen. Natürlich gibt es auch in Griechenland schwarze Schafe - aber Ihre Pauschalverurteilung ist doch recht unverschämt!

  8. Nikos meint:
    2.Juli 2012 at 11:42

    @Hans: I’m sorry you feel this way, I’m sure there are several reasons you are such bad experienced. I was wondering if the same industry in Germany is a Red Cross branch very willingly to spare for free anything to the tourists who are visiting your country. Last year I was in Cologne for a couple of days, the Hotel manager made a request to pre-pay my stay at his house, 2 weeks before arrival. In case I canceled my trip he wouldn’t give me in return any merit of my prepayment!!!! My conclusions were that this policy was strictly introduced because I had a greek name, but I would never ever blacksheep a nation because of this incidence.
    PS: I payed 110Euros BB/night for a hotel located Cologne-Downtown. The house had no A/C or WiFi, and the breakfast was an abstract of Continental. For these services you sould have payed in Downtown Athens less then 60 Euros. So who is behind money????

  9. Alkis meint:
    2.Juli 2012 at 15:38

    Lieber Nikos - Volltreffer. Kannst bei mir demnächst übernachten wenn du mal wieder in Köln bist.

    Kalo kalokairi file!

  10. Wolfgang meint:
    5.Juli 2012 at 21:25

    Lieber Hans, deine Einstellung und vielmehr die Art und Weise wie Du deine Gefühle rüberbringst zeigt, dass Du wohl nicht nur in Griechenland sondern, überall auf diesem Planeten Probleme mit anderen Menschen haben wirst. Vielleicht wäre das hier etwas für Dich:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Weltraumtourismus

  11. Dorothea meint:
    6.Juli 2012 at 20:35

    Meiner Meinung nach kann man in Griechenland besser Urlaub machen als je zuvor. Ich lebe seit über elf Jahren auf Samos. Von April bis Oktober arbeite ich in einem Museumsladen in Manolates und komme daher täglich mit Touristen ins Gespräch. “Alle haben uns gewarnt, nach Griechenland zu fahren, aber jetzt sind wir total begeistert und planen schon die nächste Samosreise.” avanciert zur häufigsten Aussage der Saison. Die einzige Beschwerde, die ich bislang zu Hören bekam, betraf das hohe Aufkommen von Mücken in diesem Jahr (Der Preis für einen regenreichen Winter und das üppige Grün der Insel). Ansonsten sind alle Feriengäste begeistert von der natürlichen Schönheit der Insel, der Freundlichkeit der Menschen und dem guten Service. In der Tat hat die Krise für die Urlauber vor allem Vorteile: Angesichts mangelnder ökonomischer Alternativen und der schleppend angelaufenen diesjährigen Saison geben sich die Einheimischen noch viel mehr Mühe als zuvor. Am letzten Samstag haben wir in Manolates eine Vorstellung des traditionellen Schattentheaters “Karangiosis” organisiert. Eintritt frei. Der Puppenspieler arbeitet umsonst. An diesem Samstag findet in Vathy eine große Veranstaltung mit traditionellem Tanz und Gesang statt. Auch darin sind lauter enthusiastische Freiwillige beteiligt. (Kleiner Seitenhieb zum Thema Geldgier)Viele Tavernenbesitzer produzieren ihre Lebensmittel nun selbst. Die Qualität des Angebots ist deutlich gestiegen. Aufgrund des Konkurrenzdrucks kalkuliert man hart an der Schmerzgrenze. Man freut sich über jeden Urlauber, der kommt, und lässt ihn dies auch spüren. Die Griechen wissen ja, dass ihr Land nichts produziert - ausser schönen Ferien.

  12. KlausBr meint:
    8.Juli 2012 at 10:47

    @Hans: ich bin etwas erstaunt. Wenn Du so schlechte Erfahrungen (man beachte die Mehrzahl) gemacht hast, warum gehst Du dann nochmals hin. Wg. den guten Erfahrungen fahren wir schon seit 25 Jahren nach GR und die 30 Jahre werden wir wohl hoffentlich noch hinbekommen.

Kommentare

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