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Gavdos heute - ein Reisebericht

Von Klaus Bötig | 22.August 2014

In meinem letzten Blog habe ich geschildert, wie ich Gavdos 1975 - also vor fast 40 Jahren - erlebte. Mein Freund Clemens Glismann war 2012 dort. Hier sein Bericht über Gavdos heute:

 Nachdem der Sender Discovery Channel den Agios Ioannis Strand als einen der schönsten Strände der Welt bezeichnet hatte, auf CCN eine Dokumentation über Gavdos lief, und 2012 eine Fotoausstellung über die Menschen von Gavdos in der Bibliothek von Utrecht zu sehen war, und Bush Senior auf Gavdos schon mal joggen war, hatt ich ein wenig Angst, wie Gavdos denn wohl heute sein würde. Meine Befürchtungen waren umsonst, Gavdos ist immer noch eine Insel der Ruhe.

Obwohl die  Gavdos (37 km²) im Libyschen Meer die südlichste bewohnte Insel Europas ist, ist sie nun kein abenteuerliches Ziel mehr, wie noch bis Mitte der Neunziger, als Gavdos noch im Dornröschenschlaf lag. Konnte die Fahrt bis in das späte 20. Jahrhundert noch bis zu 10 Stunden dauern, benötigt man heute für die Überfahrt von Kreta nach Gavdos 2-4 Stunden. Man kann Gavdos inzwischen problemlos wie jede andere kleine Dodekanes- oder Kykladeninsel erreichen. Man muss erst auf eine größere Insel und dann mit dem Boot weiter.

War die Insel die letzten Jahre von Kreta aus nur unregelmäßig per kleinem Postboot zu erreichen, das ab Windstärke 5 nicht mehr fuhr, fährt nun seit ein paar Jahren eine Autofähre. 2010 wurde die Autofähre Samaria der Anendyk aus Sicherheitsgründen stillgelegt, und 2011 umgebaut. 2010 gab es deswegen die erste Demonstration in der Geschichte auf Gavdos.

Nun fährt die Samaria an vier-fünf Tagen von Kreta nach Gavdos. Andere Fährlinien gibt es nicht.

 Die Besucher, die Gavdos bereisen, kann man in drei Gruppen einteilen. Die für 2-3 Tage kommen, die ein bis zwei Wochen bleiben (viele kommen seit 10-15 Jahren nach Gavdos) und die Dutzende Freaks, die oft wochenlang im Zelt der Sonne und dem Wind am Strand trotzen.

Die Touristen kommen aus Kreta, Athen, Deutschland, Österreich, Belgien, Niederlande, Italien, Frankreich, Norwegen und Israel…..

Genauso global wie die Gäste sind auch die Arbeitskräfte auf Gavdos. Sie kommen aus Albanien, Pakistan und dem Libanon. Die Arbeitskräfte aus den arabischen Ländern pendeln zwischen Gavdos und Hania/Kreta.

Kinder sieht man fast keine auf der Insel. Zur Zeit geht 1 Kind in die Grundschule (2 Lehrer), und 4 Jugendliche aufs Gymnasium (5 Lehrer). Inzwischen leben auch mehrere Nicht-Gavdioten auf der Insel. Angefangen beim Polizist, Feuerwehr, Lehrern und dem Arzt. Hinzu kommen einige Griechen, Deutsche, Italiener und Ukrainer aus Tschernobyl…

Die Gavdioten sind sehr nette Menschen, sehr tolerant. Beim trampen hält jedes Auto an.

Im Hafenort Karaves gibt es einige wenige Unterkünfte. In der Taverne und im Kafenion, wo sich auch ein Minimarkt befindet, treffen sich alle Gavdioten zwei Stunden bevor die Fähre kommt.

In Sarakiniko (von Sarazenen) am Sandstrand sind aus einfachen Bretterbuder nach und nach Steinhaüser gewurden. Ein halbes Dutzend Tavernen, einige Unterkünfte (die zum Teil auch ganzjährig geöffnet haben), ein Supermarkt und ein Auto/Roller Verleih. Aber inzwischen leben die meisten Gavdioten hier. Im Sommer, wenn die Familien von Kreta und der restlichen Welt kommen, wächst die Zahl auf 100 an. Mitte Oktober schließen die meißten Unterkünfte und Tavernen, die Bewohner gehen nach Kreta.

Kastri, auf einer Anhöhe (220 m) im Inselinneren gelegen, mit dem Verwaltungssitz, Schule, Post, Arzt, Polizei, Bäckerei, zwei Tavernen und einigen Unterkünften ist der Hauptort.

Im südlichsten Dorf Europas, Vatsiana, leben auch nur eine Handvoll Gavdioten, unter anderem der Pope. 1950 waren es noch 100. Es gibt ein kleines Museum.

Korfos liegt in einer ruhigen Bucht. Zwei Tavernen vermieten Unterkünfte.

Agios Ioannis, im Sommer viele Wildcamper am Strand. Zwei-drei Tavernen mit Unterkünften und ein kleiner Minimarkt.

Korfos und Agios Ioannis sind ab Mitte Oktober verlassen und unbewohnt.

Im Dorf Ambelos lebt nur eine Familie zwischen Dutzenden Häuserrunien. Ambelos liegt in Nordwesten der Insel auf 300 Meter Höhe und ist die höchstgelegene Siedlung der Insel. Hier hat man das Gefühl, ist die Welt zu Ende.

In Ambelos und Vatsiana scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

In der wilden Natur und der schönen Landschaft kann man schöne mehrstündige Wanderungen unternehmen. Hinzu kommen traumhafte schöne Strände. 330 Tage im Jahr scheint die Sonne. Bis November ist gutes Wetter, das Meer lädt zum baden ein. Manchmal regnet es im Oktober, zwei Wochen danach ist dann wieder gutes Wetter.

Was die Insel Gavdos so einmalig macht, ist das Gefühl der Verlassenheit und Isolation. Die Insel Gavdos liegt 35 km südlich von Kreta im Libyschen Meer und ist damit geografisch gesehen die südlichste Insel Europas. Zur afrikanischen Nordküste sind es lediglich 260km.

Ich werde wiederkommen.

Ach ja, die Gavdioten behaupten, dass Gaddafi auf Gavdos weiterlebt.

Anreise:

http://www.anendyk.gr/

Homepage über Gavdos:

http://www.gavdos-online.com/

Südlichster Radiosender Europas, Gavdos FM 88.8:

http://gavdosfm.gr/

Unterkünfte:

Gerti Chlager - Manolis Vailakakis, Sarakiniko

Einfache Zimmer und schöne moderne Steinhäuser

0030 28230 41103 - 0030 697 4247773

http://www.gavdos-crete.com/

Bei Giorgos und Maria Michelarakis, Korfos

Taverne Panorama mit Zimmern

sehr einfache Zimmer mit tollem Ausblick

Mai-September 0030 282 3042166

Oktober-April 0030 282 1081678

http://gavdos.be/

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