Man spricht deutsch: Pensionen und Hotels auf Kreta, Korfu, im Epirus und auf dem Peloponnes
Von Klaus Bötig | 10.März 2010
Im Griechenlandurlaub auf Wirtsleute und Hoteliers zu treffen, die perfekt Deutsch sprechen und auch stets erreichbar sind, hat viel mehr als nur praktische Vorteile. Natürlich kann man so vorab schon besser seine Fragen im Internet oder am Telefon stellen und auch vor Ort Problemchen und Probleme leichter lösen. Vor allem aber kann man das Gespräch suchen und sich einmal mit einem Einheimischen oder einem schon länger vor Ort Lebenden über Land und Leute unterhalten. Griechen, die sehr gute Deutschkenntnisse haben, und Deutsche, die schon lange in Hellas leben, gibt es genug.
Auf Korfu zum Beispiel Stefanos Kourtesis. Er hat 15 Jahre lang in Braunschweig und München gearbeitet. Sein Sohn Tony und Schwiegertochter Karoula haben den Dialekt aus ihrer Schulzeit mit in den Süden der Insel genommen, wo sie jetzt im Weiler Petriti im Inselsüden die gepflegte Pension Egrypos mit 13 Zimmern und Apartments betreiben. Im Orangenhain ums Haus herum haben sie 2005 sogar einen großen Pool implantieren lassen; zum kleinen Sandstrand geht man zwei eine Minuten. Was die Fischer im Hafen vor der Haustür anlanden, findet zum Teil direkt den Weg in Mama Sophias Küche.
Nicht griechisch-rustikal, sondern venezianisch-edel geht es in der Residenz La Serenissima bei Barbati im Nordosten Korfus zu. Dahat sich die deutsche Ärztin Dr. Hannelore Stammler eine Traumvilla 100 m übe der olivengrünen Küste zugelegt, die auch Kaiserin Sisi zur Ehre gereicht hätte. Ein rosafarbener Anstrich und klassizistische Formen prägen das Traumschlößchen mit Blick übers Meer auf die albanischen und epirotischen Berge. Ein Pool ist ebenso selbstverständlich wie die sonst in Griechenland seltenen Federbetten; die Inhaberin bietet auch geführte Wanderungen und kleine Neugriechisch-Kurse in privatem Ambiente an.
Wiederum ganz anders ist das Wohngefühl in der Pension Martini im schönen Bergdorf Pelekas nahe der Westküste mit ihren phantastischen Sandstränden. Die Liebe hat die deutsche Wirtin Brigitte hierher verschlagen. Zusammen mit ihrem Mann Tellis und ihren Söhnen Spyros und Nikos, die alle gut Deutsch sprechen, führt sie die Pension, in der die Familie auch selbst lebt. Der kleine Garten ist ein Kommunikationszentrum par excellence, die Männer des Hauses grillen und trinken liebend gern mit ihren Gästen.
Absolute ländliche Ruhe umfängt die Urlauber, die sich in den Fundana Villas einquartiert haben. Inhaber Spyros Spathas hat einen alten Gutshof aus dem 16. Jh. weitab aller Dörfer in eine kleine Apartmentanlage verwandelt, deren Restaurant einem volkskundlichen Museum gleicht. Vom Pool undvom Grillplatz aus genießt man das saftige korfiotische Grün; einmal wöchentlich unternimmt Spyros nur mit seinen Gästen eine von ihm natürlich auf Deutsch geführte Wanderung durch das nahezu unberührte Inselinnere.
Auf dem epirotischen Festland schräg gegenüber von Korfu hat Thomas Dousias bei Sivota ein kleines Paradies geschaffen und es auch gleich so genannt: Mikros Paradisos. Es liegt direkt am Meer, nur 80 m vom Sandstrand Megas Ammos entfernt. Im schon 1982 angelegten Garten stehen Palmen und Oliven, Bananen. Araukarien, Mispeln, Rosen, Oleander, eine kleine Bar und ein Grill, unter den Bäumen Sonnenliegen. Im Fernseher laufen auch die meisten deutsche Kanäle, die WM-Übertragungen sind gesichert. Sonnenkollektoren und eine eigene biologische Kläranlage zeugen vom Umweltbewusstsein des Inhabers.
Ein paar Kilometer weiter südlich widmet sich die aus Nordrhein-Westfalen stammende Erika Soster dem Wohlbefinden und der Schönheit ihrer Gäste. Ihre Villa Cosmea steht hoch über dem Meer und dichten Olivenhainen nahe Perdika. Hängematten und Liegen laden im üppigen Garten zur Entspannung ein. Maximal zehn Gäste finden im Landhaus Platz. Die können sich in Haus und Garten auch massieren und peelen lassen, an Gymnastik und Strandläufen teilnehmen.
Auf dem Peloponnes wohnt man bei zwei ehemaligendeutschen Lehrerinnen ganz ausgezeichnet. Die Hamburgerin Doris hat das Lehramt an den Nagel gehängt und lebt jetzt im winzigen Dorf Sapounakeika hoch über dem Argolischen Golf. Ihr Haus, in das sie ihre Gäste auch gelegentlich zum Drink oder Essen einlädt, steht inmitten eines uralten Oliven- und Zypressenhains. Auf dem gleichen, traumhaft schönen Grundstück hat Sohn Nikos, ein Berliner Architekt und leider Liebhabe von Nacktbeton, fünf von ihm selbst entworfene Studios gesetzt. Schnorchel, Schwimmflossen und sogar ein altes Moped für kurze Einkaufsfahrten stehen den Gästen kostenlos zur Verfügung, eine urige Taverne ist nur 150 m vom Spiti Kyparissi entfernt.
Ihr Kölner Temperament hat Ingrid Kothe mit nach Griechenland genommen, wo sie jetzt mit ihrem Lebenspartner Geórgios und ihrer Tochter Sofia-Christine inmitten eines Mandarinen-Hains beim Dorf Asini wohnt. Während Georgios sich um seine Früchte kümmert, liebt Ingrid das Gespräch mit den Gästen ihrer zehn Bungalows Ingrid. Idealer Ort dafür ist die selbst gebaute Bar gleich neben den Mandarinenbäumen. Zum Strand von Asini geht man nur zwei Minuten, die Stadt Nauplia ist 7 km entfernt und tagsüber bestens auch mit dem Linienbus erreichbar.
Ähnlich kommunikationsfreudig wie Ingrid Kothe wendet sich auch die junge Frankfurterin Alexandra ihren Gästen zu. Sie hat die Pension Archontiko in einem Wohnviertel in der Altstadt von Sitia auf Kreta gepachtet. Nur eins der elf Zimmer verfügt hier über ein eigenes Bad mit WC, doch das stört die vielen Stammgäste gar nicht. Man genießt die kleine, schattige Terrasse direkt vor dem Haus, wo man nicht nur leicht mit anderen Gästen ins Gespräch kommt und wo Alexandra so manches Gläschen Ouzo oder Raki ausschenkt. Singles finden hier leicht einen Partner für gemeinsame Unternehmungen – wobei die Gäste durchaus nicht nur aus Deutschland, sondern aus aller Welt kommen.
Dem wilden Kreta ist man in der Pension Farangi beim Dorf Asomatos über der Südküste Kretas besonders nah. Die aus Süddeutschland stammende Romi Zürcher betreibt hier zusammen mit ihrem Mann Georgios Georgoulakis eine Pension mit nur vier Zimmern, die wie ein Adlernest auf einem Bergrücken zwischen Hochgebirge und Meer thront. Als Standort für Schluchtenwanderungen und Bootsfahrten zu verschiedenen Stränden ist sie ideal, wenn man einen Mietwagen dabei hat. Als besonderes Bonbon bekommen Romis Gäste von ihr eine Privatführung durch das Museum ihres Schwiegervaters. Er war einst Dorfschullehrer und Dorfpriester und hat in den letzten 70 Jahren alles gesammelt, was Dorfbewohner als alten Kram entsorgen wollten oder er auf Flohmärkten kaufen konnte. So ist eine kuriose Sammlung entstanden, die in Griechenland nicht ihresgleichen hat.
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