Was Griechenland so anders macht (2): Altmodische Kafenia
Von Klaus Bötig | 1.Oktober 2015
Griechische Kaffeehäuser alten Schlags gleichen innen oftmals ungemütlichen Wartesälen dritter Klasse. Nacktes Neonlicht gilt als Zeichen technischen Fortschritts. Auch die Tische sind unbekleidet – nur dort, wo sich die Kartenspieler versammeln, ist grüner Filz über die Tischplatten gespannt. Meist gehört in jedes Kafenío zumindest ein Foto des vermeintlich großen kretischen Staatsmanns Eleftherios Venizelos. Auch eine Griechenland- oder Europakarte dient als unerlässliche Standarddekoration. Kalender dürfen jeden Alters sein, solange sie ein schönes Bild ziert. Für Aktualität sorgen Aushänge mit den Ankündigungen der nächsten Kirchweihfeste oder aktueller Beratungstermine zur Erlangung von EU-Subventionen.
In diesen Wartesälen sitzt nur selten jemand, um irgendwohin aufzubrechen. Es sind Wartesäle des Lebens. Man kommt tagein, tagaus. Sieht immer die gleichen Gesichter, spricht ständig über die gleichen Themen, schweigt sich aus oder wagt ein Spielchen. Der Fernseher läuft, interessiert aber keinen. Erst wenn man nicht mehr kommt, hat die große Reise begonnen. Auf deren Anbruch warten die meisten der Gäste.
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