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Kreta-Splitter, Folge 2

Von Klaus Bötig | 23.Februar 2016

Ein kretischer Freund war in Deutschland. Nach seiner Rückkehr hatte er viel zu erzählen. Auch von den Eigenarten der Deutschen:

In Germanien verweigern die Wirte den Gästen fast immer das Passwort für ihr WLAN. Auf Kreta stellt jede Taverne, jede Kneipe es auf Nachfrage umgehend, kosten- und problemlos zur Verfügung. Manchmal steht es sogar schon auf der Speisekarte oder auf der Rechnung. Meist ist es ohnehin die Telefonnummer des Lokals oder die Ziffernfolge von Eins bis Neun plus die Null.

In Deutschland trinkt man Wasser nur zu Hause. Das jedenfalls war der erste Eindruck des kretischen Freundes, als er in ein deutsches Café ging. In Hellas bringt die Kellnerin zumeist schon ein Glas kühlen Wassers, bevor der Gast überhaupt seine Bestellung aufgibt. Außer in sehr touristischen Gegenden kommt es ansonsten aber spätestens mit dem Kaffee. Im deutschen Café wurde ihm ein Glas Leitungswasser nur auf Anfrage gebracht - und mit 80 Cent berechnet.

Trinkgeld gab der kretische Freund scheinbar nicht. Auf die 3,60 Euro für Kaffee und Wasser ließ er sich das Wechselgeld zurückgeben. Geizig war er aber keineswegs. Er wollte das Trinkgeld, wie in Griechenland üblich, beim Weggehen auf dem Tisch liegen lassen. Das fanden seine deutschen Bekannten gar nicht gut. Sie hatten Angst, ein anderer Gast würde es sich einstecken.

Beim Abendessen mit deutschen Bekannten verwunderte es ihn dann aber kaum noch, dass jeder getrennt bezahlte. Noch vor 10 Jahren wäre das auf Kreta völlig unüblich gewesen. Da hat die Krise die Traditionen gekippt: Kaum einer kann es sich in Hellas noch leisten, andere einzuladen…

 

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