Was Griechenland so anders macht (4): Die Gastfreundschaft
Von Klaus Bötig | 3.Oktober 2015
Wir sind Ende Oktober mit dem Auto auf Kreta unterwegs. Bei der Fahrt in die Weißen Berge hinein sehen wir immer wieder Rauch aus Feldern und Dörfern aufsteigen. Er signalisiert: hier wird wie überall auf Kreta zwischen Mitte Oktober und Mitte November der legendäre Tresterschnaps Raki gebrannt.
In einem der Dörfer steht die Destillieranlage direkt am Straßenrand. Wir halten an, gehen hinüber. Junge Männer heben gerade mit Schaufeln die ausgelaugte, dampfende Maische aus dem Destilliergerät, schütten sie auf einen schon angesammelten Maischeberg. Aus einem Gummischlauch tropfen noch die letzten Reste des warmen Schnapses ins Auffanggefäß, einen ganz profanen Eimer. Ich versuche, mich mit den Männern auf Griechisch zu unterhalten. Sie verstehen mich nicht. Sie sind Saisonarbeiter aus Polen.
Da taucht der kretische Inhaber der Destille aus einem Schuppen auf. Er sieht uns, grüßt und sagt etwas zu seinen ganz in der Nähe spielenden Kindern. Sie rennen in ein gegenüberliegendes Haus. Nach noch nicht einmal einer Minute ruft der Brenner ihnen lautstark scheinbar böse Worte hinterher. Ich verstehe sie nicht, denke nur: so sollte man mit Kindern nicht schimpfen. Dann kommen sie angerannt, ein paar Plastikbecher in der Hand. Der Brenner nimmt sie entgegen, schenkt uns ungefragt vom warmen Raki ein und schilt noch einmal seine Kinder: Warum habt ihr meine Gäste so lange warten lassen?
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