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Was die orthodoxe Weihnachtsikone bedeutet

Von Klaus Bötig | 22.Dezember 2015



Weihnachten ist in griechischen Kirchen kein Fest für Sozialromantiker, sondern ein folgenreiches Geschehen mit unendlichen Zukunftsperspektiven. Im Zentrum der Weihnachtsikone liegt Maria vor einer Höhle (nicht im Stall) auf einem weichen Tuch. Neben ihr liegt auf einer Art Altar (nicht Krippe) das in Windeln gewickelte Jesuskind. In seinem Heiligenschein sind die drei Buchstaben O ΩN zu lesen: Der ewig Seiende. Auf das Kind fährt ein Lichtstrahl nieder: Der wahre Vater, also der Heilige Geist. Am Altar liegen Ochs und Esel. Im oberen linken Bildteil frohlocken die Engel, während einer sich nach rechts absondert hat, um den Hirten die frohe Botschaft zu verkünden. Im linken oberen Bildteil sind unter den drei Engeln die drei Magier (nicht Könige) aus dem Morgenland dargestellt: Sie folgen dem Stern. Im unteren Bildteil sitzt Joseph >als Statist beim Weihnachtsgeschehen< nachdenklich in einer Ecke. Vor ihm steht ein alter Mann (als Satan zu interpretieren), der ihn vielleicht gerade mit der Frage provoziert, ob er denn wirklich glaube, was Maria ihm von „göttlicher Empfängnis“ erzählt habe. In der anderen Bildecke baden die Hebamme Zeloni und ihre Freundin Salomi das Neugeborene, denn es hat ja den natürlichen Geburtskanal passiert.

Die zentrale Aussage dieses Bildes ist die wirkliche Menschwerdung Gottes, >geboren von einem Weibe<. Darum liegt Maria auf dem Bett, sie hat ja schwere Frauenarbeit geleistet. Auch das Baden des auf natürliche Weise geborenen Kindes und die Windeln des Babies unterstützen diese Aussage. Die Höhle als Schauplatz des Geschehens ist von mehrfacher Bedeutung. Sie verweist auf die Unterwelt, das Totenreich, den antiken Hades. Seine Macht wird Jesus durch seine Auferstehung brechen. Die Geburt in der Höhle verweist also auf die Überwindung des Todes durch diese Geburt. Das Kind auf dem Altar verweist auf das heilige Abendmahl, bei dem Brot und Wein auf dem Altar in Leib und Blut Christi verwandelt werden, die dem Menschen das ewige Leben schenken. Jesu universaler Anspruch als Herr aller Menschen wird durch Ochs und Esel repräsentiert. Sie vermitteln nicht ländlichen Stallgeruch, sondern stehen als Sinnbild für Judentum und Heidentum. Ebenso stehen die Hirten für das Judentum, die drei Magier aus dem Morgenland für das Heidentum. Sie sind ja weise Sternendeuter und Zauberer. Dass sie kommen bedeutet, dass diese Mächtigen über die Sinne der Heiden die Überwindung der heidnischen Kulte durch diese Geburt anerkennen.

Nicht ganz eindeutig zu interpretieren ist Josephs nachdenkliche Haltung mit der Hand an der Wange. Die Darstellung ist wohl als zusätzliche Betonung der wahrhaft menschlichen Geburt Jesu und zugleich der keineswegs normalen jungfräulichen Empfängnis Mariens zu verstehen. Damit werden beide Naturen betont, die Jesus in sich trägt: eine menschliche und eine göttliche zugleich. Diese Aussage ist der griechischen Orthodoxie wichtig, um sie gegenüber den monophysitischen Ketzern zu betonen, zu denen die Ostkirche u.a. Armenier und Kopten zählt.

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