Literarische Reisebegleiter für den Pilion, Skiathos und Alonissos
Von Klaus Bötig | 17.Juli 2011
Romane, die auf dem Pilion oder auf den Nördlichen Sporaden spielen, sind dünn gesät. Meisterwerke der Weltliteratur sind sie alle nicht. Vor Ort Lesenswertes ist aber durchaus darunter.
Als ein Hauptwerk der neugriechischen Literaturgeschichte gilt der Roamn >Die Mörderin< des auf Skiathos geborenen und gestorbenen Dichters Alexandros Papadiamantis (1851-1911). Das 1903 erstmals erschienene Werk ist auch in deutscher Übersetzung erhältlich. Protagonistin der flüssig erzählten Geschichte, die Zartbesaiteteten manchmal Schauer über den Rücken jagt, ist eine einfache, 60-jährige Frau auf Skiathos. Am Bett ihrer neu geborenen Enkelin wird ihr bewusst, dass eine Frau ihr Leben lang Sklavin ist: erst ihrer Eltern, dann ihres Mannes,später ihrer Kinder und Enkel. In ihr reift ein schrecklicher Entschluss: Mädchen vor diesem Schicksal zu bewahren. Zunächst erwürggt sie ihre Enkelin, bald darauf tötet sie auch andere Mädchen. Nicht immer legt sie selbst Hand an; manchmal genügt es auch, die Kinder einfach ihrem Schicksal zu überlassen - wie im Fall der Kleinen, die in einen Brunnenschacht gefallen ist. Schließlich kommt ihr die Gendarmerie auf die Schliche. Sie flieht in die Berge, entgeht aber nicht ihrem Schicksal. Der Leser erfährt in diesem Roman einiges über die Lebensumstände auf der Insel im späten 19. Jh. und über die sozialen Beziehungen der Insulaner untereinander.
Dramatische Begebenheiten bilden auch den Kern der Pilion-Trilogie des deutschen Schriftstellers Werner Helwig (1905-1985). Zwischen 1935 und 1938 besuchte er dreimal die Halbinsnel und lernte dabei den Abenteurer Alfons Hochhauser kennen, der als >Clemens< zum Helden seiner drei Romane avancierte. Der raue, wilde Aussteiger, Fischer undTagelöhner erweckt nicht immer Sympathie, führt den Leser jedoch in eine zwar manchmal überzeichnete, dennoch nicht unrealistisch anmutende Welt, in der Hass und Neid, Gewinnsucht undGewalttätigkeit überwiegen. Der flotte Erzählduktus lässt keine Langeweile aufkommen, so dass die Trilogie allen, die ihre Augen nicht vor den Schattenseiten Griechenlands verschließen wollen, durch zu empfehlen ist.
Anders als Helwig geht es dem Münchner Autor Klaus Resch (Jahrgang 1938) in seinem 1997 erschienen Erstlingsroman >Insel ohne Zeit< weniger ums Erzählen einer Geschichte, als vielmehr um die Einbettung philosophischer Gedanken in ein - leider manchmal etwas vernachlässigtes - narratives Gerüst. Der Held seiner Geschichte, ein zeitweise auf Alonissos lebender Münchner Fotograf, wird auf einer der nicht ständig bewohnten Nachbarinseln mit den Gedanken eines Philosophen aus der spätrömischen Zeit konfrontiert, der ihn mit auf eine Zeitreise nimmt. Die Handlung könnte zwar überall spielen, der Roman ist aber auf Alonissos - als nicht ganz leichte Urlaubslektüre - besonders lesenswert.
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