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Menschen in Griechenland: Männer mit Visionen

Von Klaus Bötig | 19.März 2012

Menschen; die Visionen haben und sie auch realisieren, gibt es überall auf der Welt. In Griechenland scheinen sie besonders zahlreich zu sein. Hier kann der Wille sogar Flugzeuge versetzen. Bei Eleftherochori am Olymp stand jahrzehntelang eine ausgediente, zweimotorige Propellermaschine vom Typ DC-3 auf dem Dach einer Taverne. Kinder konnten sich ins Cockpit setzen und aus dem Fenster auf die vielen Störche auf den Feldern unter ihnen schauen. Ein Flugzeugfan vom Peloponnes ließ eine ausgediente vierstrahlige B-720 von Olympic Airways auf Sattelschleppern bis nach Kalavrita auf immerhin 800 m Meereshöhe transportieren, um darin eine Disco zu installieren. Die DC-3 verrottet inzwischen, die B-720 ist verschwunden. Dafür liegt jetzt in der Südwestecke des Flughafens von Rhodos ein Airbus auf dem Bauch, der einer arabischen Fluglinie gehörte und auf Rhodos Bruch gemacht hat. Sie ist schon verkauft: an einen Investor, der das Wrack auf eine Hügelkuppe transportieren lassen und darin eine Bar eröffnen will.

Auch viele Museen verdanken ihre Entstehung der Privatinitiative visionärer Hellenen. Auf Paros hat Venetos Skiadas 80 von ihm handgefertigte Modelle von typischen oder besonders sehenswerten kykladischen Bauten zu einer Art ägäischem Legoland vereint. In Bizina bei Ioannina hat Pavlos Vrellis, in Zoniana auf Kreta Herr Potamios ein Wachsfigurenkabinett geschaffen, in dem mit lebensgroßen Figuren Szenen der griechischen Mythologie und Geschichte nachgestellt sind. Ebenfalls auf Kreta erzählt der ehemalige Zollbeamte Giorgos Petrakis in seinem Freilichtmuseum an der Straße von Kera auf die Lassithi-Hochebene seine Sicht der Menschheitsgeschichte. Am Anfang umschreiben zwei lebensgroße Figuren deren bisherigen Verlauf: Ein Steinzeitmensch und der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin. Dann beginnt der Rundgang an einem 180 Mio. Jahre alten, versteinerten Baumstamm aus Lesbos. Figuren erzählen den Fortschritt vom Höhlenbewohner bis zum griechischen 12-Götter-Himmel. Später verkündet ein weißes Blatt an einer Kapelle in sechs Sprachen schlicht >Und dann kam Jesus Christus<. Die Kapelle hat Giorgos wie fast alles in seinem Freilichtmuseum selbst finanziert und nahezu allein an langen Wintertagen erbaut. Im vorvorletzten Winter ist die letzte Stufe der Menschheitsentwicklung dargestellt, „vom Homo erectus über den Homo sapiens sapiens zum Homo cosmicus,“ wie Giorgos erklärt. Den Abschluss bildet ein Denkmal für alle Toten der Weltraumfahrt. Wenn Giorgos die 21 Namen vorliest, treten ihm Tränen in die Augen – und er erzählt stolz von den vielen Russen, die sich bei ihm dafür bedanken, dass ein Kreter auch ihrer toten Kosmonauten aus der Sowjetzeit gedenkt.

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