Kleinod Kimolos
Von Klaus Bötig | 22.Juli 2014
Kommt die Rede auf Kimolos, eine kleine Kyklade zwischen Milos und Serifos, erinnere ich mich vor allem an ein Erlebnis: Ich war auf dem Weg nach Milos, wollte in Kimolos nur drei Stunden durch die Chora wandern und dann mit der nächsten Fähre weiter reisen. Also ging ich in die Hafentaverne und fragte den Wirt nach einem Frappé, ob ich meinen Rucksack bei ihm stehen lassen könne. Ich würde mit dem nächsten Schiff weiter fahren und ihn vorher wieder abholen. “No problem!” war die zu erwartende Antwort.
Ich stapfte los. Nach zwei Stunden sah ich aus der Ferne eine Fähre im Hafen anlegen. Sollte ich mich in der Abfahrtszeit geirrt haben? Naja, weg ist weg, sagte ich mir und ließ mir noch ein viertel Stündchen Zeit, bevor ich mich auf den Rückweg zur Mole machte. Die Taverne war menschenleer, ihre Tür verschlossen. Wo war der Wirt? Er war mit der Fähre, die ich von weitem gesehen hatte, nach Piräus gefahren. Mein Rucksack stand deutlich sichtbar hinter der Tür - doch wie an ihn herankommen? Zeus sei Dank kannte ein Nachbar die Telefonnummer des Cousins des Wirts und rief ihn an. Der hatte einen Zweitschlüssel und kam auf seinem Moped herbeigerast, als mein Schiff gerade lautstark den Anker warf. Alles noch einmal gut gegangen…
Seitdem war ich nicht mehr auf Kimolos. Aber mein Freund Clemens Glismann war da und hat mir aktuell über die Insel berichtet. Hier seine Mail:
Bei den wenigen Schritten von der Hafensiedlung Psathi in den Hauptort Chorio merkt man sofort die Freundlichkeit der Kimoloten. Jeder Moped- und Autofahrer grüßt einen, beim Trampen hält fast jedes Auto an. Sie freuen sich über jeden, der ihre Insel besucht.
Beim Blick von der Kirche Mesa Profitis Ilias erinnert mich die Landschaft an das Baskenland, eine sanft hügelige, grüne Landschaft am Meer. Im Norden ist die nur knapp 38 qkm kleine Insel bergiger und rauher. Nur die Jahrhunderte alten Terrassen, die auf Kimolos überall angelegt sind, unterscheiden sich vom Baskenland. Man kann sich gut vorstellen, wie schwer das Leben der Kimoloten war - und heute noch ist. Auf Grund der geografischen Beschaffenheit der Insel liegen die bewirtschafteten Terrassen sehr weit weg vom Hauptort Chorio und sind mühsam zu erreichen. Wird auf anderen griechischen Inseln mit dem neuesten Puckup zum Feld gefahren, muss man auf Kimolos wie schon vor hunderten Jahren mit dem Muli auf alten Eselspfaden den beschwerlichen Weg zu den Terrassen zurücklegen. Inzwischen gibt es zwar auch ein paar Kilometer befahrbare Sandpisten, die zu Feldern und Sommerhäuschen führen; zu den bewirtschafteten Terrassen aber führt kein Weg am Muli vorbei. Begleitet einen sonst bei Wanderungen auf griechischen Inseln oft das Gebimmel von Ziegenglocken, so sieht man hier auf Kimolos überall Mulis und Pferde. Ohne den Muli geht auf Kimolos nichts.
Wer eine ursprüngliche Insel sucht, ist auf Kimolos genau richtig. Ich habe Kimolos ins Herz geschlossen
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