Ansichten und Reiseberichte eines Griechenlandreisenden
Von Klaus Bötig | 5.Juli 2011
Zwischen Minarett und Nachtigall
Das 43 000 Einwohner zählende Komotini, Hauptstadt der Präfektur Rodopi im äußersten Nordosten Griechenlands, ist am besten über den Flughafen von Kavala oder Alexandroupoli zu erreichen. Beide Airports sind jeweils nur 50 km von Komotini entfernt. Da könnte diese ungewöhnliche griechische Stadt durchaus auch ein Wochenendreiseziel werden. Bisher aber hat kein deutscher Reiseveranstalter Komotini, seine unberührten Strände und seine entfernt an den Schwarzwald erinnernde Berglandschaft im Programm.
Komotini ist eine Stadt der Jugend. Über 10 000 Studenten sorgen für stets gut gefüllte Straßencafés und ein reges Musikleben am Abend. Komotini ist aber auch eine Stadt des bunten Völkergemisches. Hier leben Griechen und türkischstämmige Moslems, Roma, Pomaken und Sarakatsanen friedlich nebeneinander. Junge Mädchen im knappen Mini haben den gleichen griechischen Pass wie ihre Altersgenossinnen mit langem Rock und Kopftuch. Moscheen prägen das Stadtbild ebenso wie orthodoxe christliche Kirchen. Am Rande des alten Basarviertels, das gerade mit EU-Geldern restauriert wird, stehen die einzige Theologenschule für islamische Muftis, das Imaret aus dem 14. Jh. und die noch immer dem Gebet vorbehaltene Moschee Yeni Dschami fast unmittelbar neben der Bischofskirche aus dem 19. Jh. und dem Denkmal für die 3500 Juden aus Komotini, die 1943 von den Deutschen in Vernichtungslager abtransportiert wurden.
30 km von der Provinzhauptstadt entfernt entwickelt sich das stille Binnendorf Maronia mit seinen schönen Stränden zu einem bescheidenen Tourismuszentrum. Doch außerhalb der griechischen Ferienmonate Juli und August steht seine Handvoll guter Hotels trotz sehr günstiger Preise meist leer. Da hört man in den Strandtavernen und auf den Hotelterrassen noch die Nachtigall singen, kann zusehen, wie der frische Fisch vom Boot in die Küche getragen wird. Hotelier Dimitri führt seine Gäste am liebsten in de Abenddämmerung zur Tropfsteinhöhle, wenn aus ihr scharenweise die Fledermäuse zu ihren nächtlichen Beuteflügen starten. Hotel Georgios, studierter Archäologe, unternimmt mit Interessierten Mountainbiketouren rund um den Berg Ismaros, an dessen Hängen Archäologen die antike Stadt Maroneia frei legen. Er veranstaltet auch Kayak-Touren, hält Equipment für Rock Climber und Spektive für Hobby-Ornithologen bereit – und an seiner Hotelbar die größte Auswahl an Malt Whiskies weit und breit.
Nördlich von Komotini beginnen die Rodopen, das bis zu 1827 m hohe Grenzgebirge zu Bulgarien. Dichte Wälder und liebliche Hügel, ganzjährig Wasser führende Flüsse und weit auseinander liegende, altertümlich wirkende Dörfer bestimmen das Landschaftsbild. Die Rodopen sind noch mehr als die Küsten ein ideales Areal für Entdecker – ob zu Fuß, mit dem Mountainbike oder dem Jeep.
Beitrag aus: Allgemein | Ihr Kommentar »
...gehe weiter zu:
« Ein Urlaubstag in Piräus - Gute Tipps | Startseite | Unbekannte Fthiotida »
klaus-boetig.de 2020