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Reise-Tagebuch Griechenland: 1. Juli 2015

Von Klaus Bötig | 1.Juli 2015

07:55 Uhr: In Olympia. Blick vom Hotelbalkon. Vor der Tür stehen ein Mercedes und ein BMW aus Istanbul. Deutsche Touristen haben wir hier gestern Abend überhaupt nicht gesehen. Überhaupt: Am Abend war der Ort fast touristenfrei, waren die Tavernen gähnend leer. Nur tagsüber herrscht Betrieb: Dann bringen Busse massenweise Passagiere der in Katakolon anlegenden Kreuzfahrtenschiffe.

14:15 Uhr: wir sitzen in Arkoudi in der Taverne Jorgos Klimataria unter Maulbeerbäumen beim Mittagessen. Vor den Banken unterwegs war heute Morgen etwas Gedränge: Sie waren für ein paar Stunden für Rentenauszahlungen offen. Jeder Rentner hat aber nur 120 Euro bekommen- mehr ist in der Rentenkasse nicht drin. Und außerdem wird gestaffelt je nach Anfangsbuchstaben des Nachnamens gezahlt, viele müssen also bis morgen oder übermorgen warten. Die Rentner waren aber nicht auf Tsipras sauer, sondern auf die EU. Die meisten werden beim Referendum Nein sagen. Beim Kaffeestop in einem schlichten Kafenio in einem Dorf unterwegs sagt mir die junge Wirtin, sie habe keinerlei Angst. Gemüse und Eier hätten sie selbst, zum Strand könne sie auch zu Fuß gehen und Kräuter seien ohnehin bessere Arznei als Pharmaka der Pharmaindustrie.

14:49 Uhr: Lese gerade auf Tagesschau, dass in einigen Supermärkten schon einzelne Waren knapp werden. Das mag in Einzelfällen stimmen, ich habe davon nichts bemerkt. Wirt Chrissanthos erklärt das Problem: Warenlieferungen gibt es ja schon länger nur bei Vorkasse. Wegen der geschlossenen Banken können einige Geschäftsleute keine Überweisungen tätigen und bekommen darum auch keine neue Ware. Deswegen sind auch manche Tankstellen manchmal für einen Tag geschlossen.Die Inhaber müssen selbst zur Raffinerie fahren und die gewünschte Lieferung cash bezahlen…

23:20 Uhr: um mich herum Frieden. Sitze auf meinem Hotelbalkon im Pavlina in Nikoforeika, kann Palm- und Kiefernzweige mit Händen fassen. Sehe den Norden der Insel Zakinthos, den über 1600 m hohen Enos auf Kefallonia, die Südwestspitze des griechischen Festlands, die Trikoupis-Brücke über dem Eingang zum Korinthischen Golf und das Lichtermeer von Patras. Gehe gleich an die Hotelbar, denn in nunmehr 33 Minuten hab ich Geburtstag. Werde einen Tsipouro aus Mavrodafni-Trauben auf mein Wohl und das der Griechen trinken…

P.S. Wer mehr über die genannten Orte wissen will, kann auf www.dumontreise.de kostenlos in meinem DuMont-Reisetaschenbuch Peloponnes blättern…

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