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Mit Natascha auf der Insel Poros

Von Klaus Bötig | 5.März 2013

Ich hätte vielleicht nie mehr in meinem Leben auf der Insel Poros eine Nacht verbracht, wäre da nicht der Facebook-Kontakt mit Natascha gewesen. Ich weiß, dass das Inselstädtchen schön anzusehen ist, wenn man auf dem Weg von Piräus nach Hydra hier anlegt, war auch schon einmal für zwei Tage dort und habe eine Inselrundfahrt mit dem Taxi gemacht. Mein Urteil bisher: Kann, aber muss nicht. Jetzt will uns Natascha ihre neue Heimat zeigen. Die geborene Ruhrpöttlerin, die lange in großen Reisebüros in Athen gearbeitet hat, ist nach Poros übergesiedelt und will nun helfen, mehr ausländische Urlauber auf  die 33 km²  kleine Insel im Saronischen Golf zu locken.

Wir lassen unseren Mietwagen auf einem kostenlosen Parkplatz am Hafen von Galata stehen, dem Städtchen auf dem Peloponnes, das Poros direkt gegenüber liegt. Der Sund, der den Peloponnes von Poros trennt, ist hier nur 300 m breit; Personenfähren pendeln rund um die Uhr zwischen beiden Orten hin und her. Fahrpreis: 1 Euro, 0-6 Uhr 1,50 €. Sobald der erste Passagier einsteigt, stellt der Skipper seine Stoppuhr und fährt nach exakt 10 Minuten los, notfalls auch für einen einzigen Passagier. Es gibt auch Autofähren, auf denen man 0,90 € zahlt, für Pkw 5 €.  Im Sommer starten sie von Galatas zu jeder halben und vollen Stunde von 7 bis 23 Uhr, im Winter jeweils zur vollen Stunde zwischen 7 und 21 Uhr; Rückfahrt ab Póros unverzüglich.

Auf der Insel wartet Natascha schon am Kai. Sie hat ein Zimmer im Hotel Seven Brothers für uns gebucht, nur 60 m vom Bootsanleger entfernt an einem winzigen Platz an der Uferstraße.  Wir wohnen in der 2. Etage, haben einen Balkon mit Meerblick. Beim ersten Kaffee will ich von Natascha wissen, was sie beruflich auf Poros zu tun gedenkt. Große Kongresse wie einst in Athen kann sie hier ja sicherlich kaum organisieren, deutsche Reiseveranstalter sind bis auf Attika auf Poros auch nicht präsent. Der Veranstalter hat seit 2013 das 1970 erbaute Xenia-Hotel im Programm, das 2004 nach gründlicher Modernisierung als Hotel Poros Image wiedereröffnet wurde. Jetzt heißt es wieder Xenia Poros Image. Außerdem hat DER-Tour das Hotel >New Aegli< im Programm. Sonst werden bisher nur ein paar Ferienhäuser vermittelt, z.B. von fewo-direkt und von casamundo.

Natascha will ganz allgemein Ansprechpartnerin sein für alle, die einen Besuch der Insel in Erwägung ziehen, egal wie lange. Und auch Urlaubern helfen, die schon da sind. Sie kennt die halbe Inselbevölkerung, hat 1000 gute Tipps für jedes Interesse, kann Wanderungen auf der Insel und auf dem gegenüberliegenden Festland empfehlen oder auch organisieren. Sie kennt viele Hotels und Ferienhäuser aus eigener Anschauung, kann auch Zimmer und Häuser vermitteln - und den Transfer vom Flughafen auf die Insel. Gern arrangiert sie Feiern und Events auf der Insel oder den besonderen Honeymoon. Sie weiß, wo man in den Bergen gegenüber gut reiten kann - und organisiert selbst in diesem Jahr erstmals zwei Yoga-Seminare auf Poros. Ganz allgemein will sie ein Netzwerk für Alternativ-Tourismus in der Region aufbauen, das zum Beispiel auch die schon vorhandenen Ferienwohnungen in der alten Dorfschule von Megalochori auf der Vulkanhalbinsel Methana nutzen und die Weingüter der Region mit einbeziehen könnte.

Wir machen einen ersten Spaziergang. Natascha führt uns in eine kleine Konditorei, die eigene Schokolade herstellt - lecker! Dann geht es in eine anderer Konditorei, die eine Art griechisches Marzipan herstellt, aromatisiert mit Yasmin. Dazu hausgemachtes pastelli und hausgemachte Liköre. Poros hat seine guten, süßen Seiten - das wissen wir jetzt.  Nach einer großen Flasche Mythos (2,50 €) im Café Sofrano direkt an der Uferstraße, die im Sommer abends für den Autoverkehr gesperrt wird, gehen wir ein paar Schritte von der Uferstraße ins Städtchen hinauf. Wirt Theo steht in der Küche  der Taverne Karavolos (>Die Schnecke<), verfolgt dabei auf dem Bildschirm den aktuellen Stand seiner Fußballwetten, zaubert uns aber dennoch ein leckeres Essen.

Dabei sprechen wir über die aktuellen Sorgen der Region. 2011 hat die Kadettenschule der griechischen Kriegsmarine auf Poros dicht gemacht. Das war für Cafés und Tavernen ein harter Schlag, denn die Kadetten und deren regelmäßiger Wochenendbesuch waren gute Kunden. Dann wurden hier ein Jahr lang Hafenpolizisten ausgebildet, die an jedem Mittwoch und Freitag zwischen 17 und 21 Uhr sowie an Wochenenden Ausgang hatten. Da strömten immer 200-300 Kunden ins Städtchen. 2013 fehlen sie der Inselwirtschaft und den Inselwirtschaften, denn jetzt geben sie in Piräus ihre Euro aus. Auf der Insel gilt inzwischen wie in vielen anderen Regionen Griechenlands auch eine Ersatzwährung für den Tauschhandel. Hier heißt sie “Kalavria”.

Am nächsten Morgen starten wir mit Natascha zu einer Inselrundfahrt. Wir verlassen das Städtchen, das durch einen Kanal vom übrigen Inselkörper getrennt wird, so dass Poros streng genommen sogar aus zwei Inseln besteht. Natascha  weist uns auf  den Beginn von Wegen hin, auf denen man wandernd die Stadt rücklings umgehen könnte. Dann passieren wir die Villa Galini, in der einst Henry Miller nächtigte, und vorbei an der Kleinen Neorion Bay kurz vor dem Xenia Poros Image Hotel und der Großen Neorion Bay mit weiteren Übernachtungsmöglichkeite und Sommertavernen mit Strandblick. Hausmannskost und Köstlichkeiten vom Holzkohlengrill findet man hier in der Taverne Petros am Ende der Bucht, wo es die Sonnenliege fürs Mittagsnickerchen gleich gratis dazu gibt. Wer einfache und traditionelle Unterkunft mit Meerblick sucht, ist hier bei Nataschas “väterlichem Freund” Agyiris allerbestens aufgehoben.

Wir folgen der Straße weiter vorbei an der Love Bay, an der die Pinien so hoch sind wie der Strand lang ist. An der Russian Bay steht die Ruine einer russischen Versorgungsstation für Zarenschiffe; hier werden jetzt im Sommer manchmal Klavierkonzerte gegeben oder Disko-Abende veranstaltet.  Bis hierher fährt im Sommer auch der Linienbus vom Städtchen aus. In der bUcht liegt ein Inselchen mit Kapelle,  die stark an ihre beiden Gegenstücke auf Korfu und eine ähnliche Idylle auf Leros erinnern. Hier kann geheiratet werden! Bunte Boote bringen Brautpaar und Gäste auf die Insel.  Wir fahren weiter.  Ein Wanderwegweiser macht auf einen Pfad zum Leuchtturm “Dana” aufmerksam, den man vorbei an einer schönen Badebucht in 40 Minuten erreichen kann.

Jetzt steigt die kleine, schlecht beschilderte Straße zur grünen Hochebene Fousa an, die wie eine Lassithi-Hochebene en miniature wirkt. Hier werden freilich nicht Kartoffeln und Gemüse, sondern vorrangig Wein und Oliven angebaut. Nur wenige Häuser stehen auf der Ebene.. Wir sind im Februar da: Jetzt blühen Perlhyazinthen und Anemonen. Ein Abstecher führt uns an die Vagonia Bay mit vielen Zypressen im Tal und einem Mini-Beach ohne Zimmervermietung und Tavernen, aber mit einfacher Beach Bar. Auch eine herrliche Party-Location! Zurück auf den grünen Hügeln passieren wir die Taverne Paradisos, wo es an Winterwochenden das ach so cholesterinreiche, gerade deswegen ungemein schmackhafte Kokoretsi gibt und an Samstagabenden und Sonntagmittagen Live-Musik.

Kurz darauf beweist Poros Kultur.  Schwedische Archäologen haben auf einem kleinen Hügelplateau die Überreste eines antiken Poseidon-Heiligtums freigelegt. Wir sind mit der Natur allein: kleinen Ölbäumen, einer k urzen Pinienreihe, einer überwältigenden Meerzwiebelwiese, die im Herbst grandios blühen muss. In der Vollmondnacht im August werden im Tempelareal Konzerte gegeben. Die Ausgrabungsfunde sind übrigens im Archäologischen Museum der Inselhauptstadt zu besichtigen (Di-So 8.30-15 Uhr).

Wir schauen uns noch ein prächtig gelegenes, terrassenförmig direkt am Steilhang am Meer erbautes Hotel an, das Sirene Blue Resort.  Sein Dachgartenrestaurant sollte man im Sommer auf jeden Fall einmal aufsuchen. Dann besuchen wir noch ein Kloster (Endstation der zweiten Buslinie der Insel). Das traditionelle Kafenio direkt am Kloster ist im Winter leider geschlossen, darum kehren wir ins Städtchen zurück. Zeit fürs Abschiedsessen in der Taverne Sti Rota direkt gegenüber den Fährbooten. Das Fischrogenpüree Tarama ist hier hell und kein bißchen bitter, in der Fischsuppe schwimmt reichlich Fisch, die Kohlrouladen lachanodolmades hätte meine Oma nicht besser zubereiten können. Wir ziehen ein vorläufiges Fazit: Poros ist weder Santorin noch Mykonos, aber ebenso reizvoll wie die meisten anderen Inseln auch.  Nisosmanen und Inselsammler sollten es auf jeden Fall in ihre Kollektion aufnehmen. Außerdem bietet sich die Insel auch für Peloponnes-Rundreisende und  Athen-Besucher als kleiner Insel-Break an. Von der Nähe Athens ist hier auf jeden Fall nichts zu verspüren. Auch Poros vermittelt Inselfeeling pur!

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2 Kommentare to “Mit Natascha auf der Insel Poros”

  1. Natascha Konieczny meint:
    8.März 2013 at 23:11

    Kalispera aus Poros!
    Vielen Dank fuer den Besuch auf der Insel… und das im Februar !!! Es gibt noch soviel zu sehen und zu probieren ;-) Da reichen auch 24 Stunden irgendwie nicht!
    Sommer, Sonne, Strand und Meer… Wassersport, Tauchen, Segeln … fuer all das haben wir hoffentlich beim nächsten Besuch mehr Zeit! Freue mich jetzt schon darauf.
    Viele Grüße aus dem (jetzt!) frühlingshaften Poros und hoffentlich auf bald,
    Natascha

  2. Gisela meint:
    9.März 2013 at 09:15

    Kalimera … mehr griechisch is nicht, aber auch mir hat Natascha Poros gezeigt - kann obiges nur bestätigen und werde bestimmt wiederkommen. Aber nicht nur Poros durfte ich mit ihr erleben - auch eine wunderbare Reise zu Winzern auf dem Peloponnes.
    Eine kleine Auswahl der ausgezeichneten Weine findet ihr unter
    http://www.griechischerweinpreis.de
    Freu mich schon auf den zweiten Teil der Reise
    Gisela

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